Der Toyota Prius hat 1997 den Anfang gemacht und war sofort der Liebling umweltpolitisch engagierter Hollywoodstars. Der Porsche 918 wiederum hat vor sieben Jahren die Schar der PS-Junkies in Begeisterung versetzt – Fachpresse und Tester ebenso. Damit ist klar: Ein Auto mit Hybridantrieb kann mit Sparsamkeit und sportlichen Fahrleistungen zwei außerordentlich gegensätzliche Tugenden in sich vereinen. Doch damit das klappt, gibt es bei der Fahrzeugwahl und beim täglichen Einsatz einiges zu beachten. Mit folgenden 3 Hybridantrieb-Tipps machst du alles richtig.
Corona und die Folgen des Lockdowns haben es ermöglicht: Die Bundesregierung hat am 3. Juni 2020 noch einmal eine deutliche Erhöhung der Kaufprämie für Elektro- und Hybridfahrzeuge beschlossen, um die Verkäufe umweltfreundlicher Autos in Deutschland anzukurbeln. Aber es ist nicht nur die finanzielle Förderung, die Hybrid-Fahrzeuge so interessant macht. Sie versprechen einerseits geringe Emissionen – glaubt man den Herstellern, sind die Verbrauchswerte geradezu sensationell. Andererseits haben selbst durchschnittlich motorisierte Modelle dank der kombinierten Leistung von Elektro- und Verbrennungsmotor ordentlich Dampf: Schon der einfache Hybrid-Golf leistet 204 PS, der auf sportlich getrimmte GTE sogar 245 PS. Wer könnte zu so einem sportlich motorisierten Flitzer nein sagen, wenn der auch noch deutlich unter 5 Liter verbraucht?
Natürlich ist die Realität nicht ganz so einfach. Denn damit die Stärken des Hybridantriebs zum Tragen kommen, müssen sowohl die Technik des Fahrzeugs als auch dein Fahrprofil sowie deine Lademöglichkeiten zusammenpassen. Ansonsten wird aus dem sportlichen Sparmobil ganz schnell ein schwachbrüstiger und ziemlich durstiger Verbrenner. Ach ja: Und die staatliche Förderung gilt nicht für jede Art von Hybrid-Fahrzeug. Falls du – genau wie ich – neugierig auf die neue Technik geworden bist, solltest du folgende 3 Hybridantrieb-Tipps deshalb unbedingt beherzigen.
Tipp 1: Die staatliche Förderprämie gibt’s nur für die richtige Antriebstechnik
Hybrid ist nicht gleich Hybrid! Beim Kaufen oder Leasen eines Hybridfahrzeugs gilt es deshalb genau hinzuschauen, welche Antriebstechnik unter der Haube steckt. Und davon gibt es gleich vier Geschmacksrichtungen:
Mild-Hybrid (MHEV)
Beim Mild-Hybrid ist als Elektroantrieb ein sogenannter „Startergenerator“ im Antriebsstrang des Verbrennungsmotors untergebracht. Er übernimmt drei Aufgaben: Er dient beim Start als Anlasser, kann den Verbrenner beim Beschleunigen unterstützen und bei geringer Last sowie beim Abbremsen den verbauten Akku laden (Energie „rekuperieren“). Ein rein elektrisches Fahren ist mit der vergleichsweise geringen elektrischen Leistung und kleinen Akku-Kapazität nicht vorgesehen. Durch die elektrische Unterstützung verbessert sich jedoch der Wirkungsgrad des Verbrenners und der Verbrauch sinkt. Typische Fahrzeuge mit Mild-Hybrid-Technik sind zum Beispiel die Ford-Modelle Fiesta und Focus.
- Vorteile: Vergleichsweise geringer technischer Aufwand, geringes Mehrgewicht, deshalb auch für kleine Fahrzeuge geeignet
- Nachteile: Verbrauchs- und CO2-Einsparungen liegen bei höchstens 15 Prozent, kein vollelektrischer Betrieb
- Geeignet, wenn du… zuhause oder am Arbeitsplatz keine Lademöglichkeit hast, und ein preiswertes, verbrauchsgünstiges Fahrzeug suchst.
- Qualifiziert für staatliche Förderung: Nein
Voll-Hybrid (HEV)
Eine größere Leistung des Startergenerators und eine Batterie mit höherer Kapazität ermöglichen beim Voll-Hybrid rein elektrische Fahrten von einigen Kilometern. Auch hier unterstützt der Elektromotor den Verbrenner abhängig von der Fahrsituation: Beim Anfahren und Beschleunigen treibt er den Wagen alleine an oder hilft über Phasen mit geringem Drehmoment des Benzinmotors hinweg. Speziell bei Stop- and Go-Fahrten im Stadtverkehr verringert sich der Verbrauch dadurch deutlich. Bei Normalfahrt sorgt eine intelligente Steuerung dafür, dass der Verbrennungsmotor mit besserem Wirkungsgrad laufen kann. Bei geringer Last und beim Abbremsen lädt der Startergenerator den Akku. Spezialist für Fahrzeuge mit Voll-Hybrid-Technik ist Toyota.
- Vorteile: Durch die insgesamt höhere Gesamtleistung aus Elektro- und Verbrennungsmotor ergeben sich flotte Fahrleistungen, die Verbesserung des Wirkungsgrads sorgt unter optimalen Bedingungen für CO2-Einsparungen von bis zu 25 Prozent.
- Nachteile: Der Aufwand für die Voll-Hybridtechnik ist größer als beim Mild-Hybrid. Das macht die Fahrzeuge teurer als einen vergleichbaren Diesel oder Benziner. Dazu kommt: Die zusätzliche Technik sorgt für ein Mehrgewicht von bis zu 200 Kilogramm.
- Geeignet, wenn du… zuhause oder am Arbeitsplatz keine Lademöglichkeit hast und ein flottes, verbrauchsgünstiges Fahrzeug für viel Stadtverkehr suchst.
- Qualifiziert für staatliche Förderung: Nein
Plug-in-Hybrid (PHEV)
Anders als Mild- und Voll-Hybride besitzt ein Plug-in-Hybrid einen Anschluss zum externen Laden des eingebauten Akkus. Das bedeutet: Die zum Fahren verwendete elektrische Energie erzeugt das Fahrzeug nur zu einem kleinen Teil mit dem eigenen Verbrennungsmotor. Stattdessen lädst du den Wagen an einer Ladesäule oder zuhause aus der eigenen Wall-Box. Meist klappt das Aufladen sogar mit einer einfachen 220-Volt-Haushaltssteckdose. Im Optimalfall stammt der Strom ganz umweltfreundlich und emissionsfrei aus der eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Im ungünstigsten Fall lädst du den Akku mit dem in Deutschland üblichen Strommix und musst dabei die anfallenden CO2-Emissionen und Stromkosten in Kauf nehmen.

Wichtig zu wissen: Wegen der externen Lademöglichkeit verfügen Plug-in-Hybride über eine stärkere Hochvoltbatterie und einen leistungsstarken Elektromotor. In Kombination mit dem Verbrenner sind dadurch recht sportliche Fahrleistungen möglich, der elektrische Antrieb allein genügt schon für Autobahntempo. Bei vollelektrischer Fahrt reicht eine Akkuladung für eine Reichweite von 50 bis 100 km.
- Vorteile: Die Leistung und Reichweite des Elektroantriebs genügen in der Regel, um zum Beispiel die täglichen Fahrten zum Arbeitsplatz vollelektrisch zu absolvieren. Das ermöglicht einen ausgesprochen geringen Benzinverbrauch. Bei Bedarf liefern Verbrenner und Elektromotor gemeinsam trotzdem sehr flotte Fahrleistungen.
- Nachteile: Auch Plug-in-Hybride sind erheblich teurer und tragen mehr Gewicht als ihre Geschwister mit einem reinen Verbrennungsantrieb. Dazu kommt die größere Abhängigkeit von einer Lademöglichkeit: Fährst du mit leerem Akku, wird aus dem Sparmobil ein überdurchschnittlich schwerer und durstiger Benziner.
- Geeignet, wenn du… zuhause oder am Arbeitsplatz über gute Lademöglichkeiten verfügst und vorwiegend mit vollem Akku unterwegs sein kannst. Dann bekommst du ein sparsames Auto mit sportlichem Durchzug.
- Qualifiziert für staatliche Förderung: Ja
Range-Extender (EREV)
Fahrzeuge wie der BMW i3 aus dem Jahr 2013 oder der Opel Ampera setz(t)en auf ein grundlegend anderes Hybrid-Konzept. Hier fährt das Auto unter allen Bedingungen mit elektrischem Antrieb. Geht die Energie zur Neige, treibt ein vergleichsweise kleiner Verbrennungsmotor einen Generator an, um den Akku wieder aufzuladen und so die Reichweite zu verlängern – daher der Name. Der Vorteil an diesem Konzept: Zur Stromerzeugung genügt ein leichter und sparsamer Motor, der zudem mit annähernd konstanter Drehzahl in seinem optimalen Wirkungsbereich laufen kann. Das sorgt für einen sehr niedrigen Kraftstoffverbrauch – allerdings fällt bei diesem Antriebskonzept die geballte gemeinsame Antriebsleistung von Verbrenner und Elektromotor weg. Das liegt daran, dass die Antriebssysteme in einer seriellen Anordnung geschaltet sind und nicht beide direkt auf den Antrieb des Fahrzeugs wirken.
- Vorteile: Durch den Gewichtsvorteil und den besonders effizienten Betrieb des Verbrenners ist ein Fahrzeug mit Range-Extender wesentlich sparsamer als die anderen Hybride. Letztendlich handelt es sich um ein annähernd reinrassiges Elektrofahrzeug.
- Nachteile: Aufgrund der besonderen Betriebsbedingungen (häufiges Anspringen unter Kaltstartbedingungen) liefert der Verbrennungsmotor meist schlechtere Abgaswerte. Und Neufahrzeuge mit diesem Antriebskonzept sind kaum noch am Markt vertreten. Mazda hatte für 2020 ein neues Modell angekündigt, der neu vorgestellte MX-30 ist jedoch ein reines Elektroauto.
- Geeignet, wenn du… mit einem Elektrofahrzeug unterwegs sein möchtest, ohne unter Reichweitenangst zu leiden.
- Qualifiziert für staatliche Förderung: Ja
Welcher Hybrid-Antrieb soll es also sein?
Die Schlussfolgerung meines ersten Hybridantrieb-Tipps muss also lauten: Willst du von der staatlichen Förderung eines Hybrid-Fahrzeugs profitieren, bleibt dir praktisch nur übrig, dich unter den zahlreichen Plug-in-Hybriden umzuschauen.
Um einen solchen Wagen standesgemäß und sparsam zu bewegen, brauchst du aber zuhause eine Lademöglichkeit – wenigstens eine Steckdose in der Garage. Damit kannst du das Auto über Nacht aufladen, um gleich bei der nächsten Fahrt wieder von der Elektro-Power zu profitieren. Das klappt natürlich auch, wenn du stattdessen tagsüber am Arbeitsplatz den Zugang zu einer Steckdose oder Ladesäule hast. Ohne diese Möglichkeit wird es bei Ladezeiten von mehreren Stunden schwierig: Mal eben auf dem Heimweg an eine Ladesäule fahren und in 20 Minuten Strom tanken klappt eben nicht.

Legst du trotzdem großen Wert auf Sparsamkeit und Benziner-Reichweite, stehen alternativ Mild- oder Voll-Hybrid zur Wahl. Die müssen jedoch ohne Förderung auskommen und bieten meist nicht denselben Spaßfaktor.
Tipp 2: Dein Fahrprofil muss zu einem Hybrid-Fahrzeug passen
Ein Wagen mit Hybridantrieb kann bei dir nur seine Vorteile ausspielen, wenn du die elektrische Komponente der Technik zum Tragen bringst. Das bedeutet: Ein Mild- oder Voll-Hybrid ist vor allem da stark, wo die elektrische Unterstützung besonders effektiv beim Benzin sparen hilft, nämlich im Stadt- und Kurzstreckenverkehr. Kaltstarts, Stop and Go im morgendlichen Berufsverkehr, die Fahrten zum Supermarkt und Fitness-Center sind Gift für den Wirkungsgrad eines Verbrenners. Hier glänzt ein Hybrid, weil sein Elektromotor schon aus dem Stand das volle Drehmoment liefert und dem Verbrennungsmotor die Last unter ungünstigen Betriebsbedingungen abnimmt. Beim Abbremsen wiederum gewinnt das System einen Teil der Bewegungsenergie zurück und wandelt sie in elektrische Ladung um.
Bei einem Voll-Hybrid geht diese Unterstützung so weit, dass du über mehrere Kilometer im Stadtverkehr vollelektrisch und damit besonders sparsam fahren kannst. Beim Plug-in-Hybrid reicht die Akkuladung sogar 50-80 Kilometer weit. Das genügt möglicherweise, um die tägliche Strecke ins Büro mitsamt Heimweg rein elektrisch zu fahren.
Schlussfolgerung des zweiten Hybridantrieb-Tipps: Ein Hybrid – vor allem ein Plug-in-Hybrid – ergibt nur dann Sinn, wenn du vorwiegend in einem Umkreis von 30-40 Kilometern rund um deinen Wohnort fährst und dabei meist kürzere Strecken zurücklegst. Hier entfaltet die elektrische Unterstützung ihre volle Wirkung und hilft dir effektiv beim Sprit sparen. Soll es in den Urlaub oder zum Verwandtenbesuch gehen, brauchst du dir dank Verbrenner an Bord keine Sorgen um die Reichweite zu machen. Und steht dir zwischendurch der Sinn nach einem zügigen Ritt auf der Landstraße, liefern Elektro- und Benzinmotor im Chor den nötigen Punch.
Wenig geeignet ist die Hybrid-Technik jedoch, wenn du hauptsächlich lange Strecken fährst oder gar im Außendienst unterwegs bist. Mit leerem Akku schleppst du nach 50-80 Kilometern nur noch eine Menge totes Gewicht in deinem Auto herum.
Tipp 3: Nur bei konsequentem Laden entfaltet ein Plug-in-Hybrid seine Stärken
Der Vorteil eines Hybridfahrzeugs besteht also darin, dass zwei unterschiedliche Antriebssysteme wahlweise Sprit sparen oder gemeinsam mehr Leistung bereitstellen. Schaut man sich die Verbrauchsangaben der Hersteller an (zum Beispiel Seat Leon e-Hybrid: 1,4 l/100 km, Golf GTE: 1,5 l/100 km), scheint das hervorragend zu funktionieren. Und das trotz des jeweils hohen Wagengewichts und der großen Systemleistung (Seat Leon: 204 PS).
Doch das Ganze hat einen Pferdefuß bzw. gleich zwei:
- Der Strombedarf ist bei den Benzin-Verbrauchsangaben ausgeklammert. Um auf den Gesamtverbrauch bzw. die Gesamt-Emissionen zu kommen, musst du also noch den elektrischen Verbrauch hinzurechnen.
- Viel wichtiger: Die Formel zur Berechnung des Verbrauchs geht von der optimistischen Annahme aus, dass der Fahrer seinen Wagen alle 25 km neu auflädt. Auf diese Weise steht zur Verbrauchsermittlung immer die maximale elektrische Unterstützung zur Verfügung und der Anteil der Fahrten mit leerem Akku ist entsprechend gering. Dabei kommen die sehr niedrigen Normverbräuche heraus.
Grundsätzlich ist ein Ladevorgang pro 25 km Fahrtstrecke weniger unrealistisch, als es sich anhört. Falls du zum Beispiel 10 km ins Büro und wieder nach Hause pendelst, kannst du dein Auto abends nach 20 km an die Steckdose hängen. Am anderen Morgen stehen dir wieder die volle Systemleistung und die maximale elektrische Reichweite zur Verfügung.
Das setzt aber voraus, dass du tatsächlich so konsequent bist und den Wagen immer wieder auflädst. Sparsamkeit und verfügbare Leistung stehen und fallen mit dem Füllstand des Akkus.
Du hast öfter mal keine Lust, das Auto abends noch in die Garage zu setzen? Du hast vom Arbeitgeber eine Tankkarte und willst zuhause deine Stromkosten nicht belasten? Deine tägliche Fahrtstrecke übersteigt die elektrische Reichweite um ein gutes Stück? Ohne Ladung wird sich dein Plug-in-Hybrid wegen des Mehrgewichts als durstiger und träger erweisen als vergleichbare Diesel oder Benziner.
Fazit: Spaßfaktor mit Randbedingungen
Plug-in-Hybride sind für die staatliche Förderung qualifiziert und mittlerweile in großer Auswahl verfügbar. So bietet zum Beispiel der Volkswagen-Konzern alle auf der Golf-Plattform basierenden Fahrzeuge als e-Hybrid oder sogar einer Plug-in-Sportversion an. Wer Elektroautos wegen der begrenzten Reichweite zurzeit noch für zu unpraktisch hält, findet hier einen praktikablen Kompromiss für Fahrspaß und geringeren Verbrauch. Und der Staat fördert den Kauf mit einer stattlichen Prämie.
Damit das klappt, sind jedoch ein passendes Fahrprofil und deine Sorgfalt beim Laden des Akkus gefragt. Ansonsten bleibt der Nutzen auf der Strecke und der Hybrid hilft weder der Umwelt noch deinem sportlichen Fahrvergnügen.
Ich persönlich hätte große Lust, diesen ersten Schritt zu einer neuen Technologie auszuprobieren und mich langsam auf die Reise zur Elektromobilität zu machen. Den Wagen dabei jeden Abend an die Steckdose zu hängen, erscheint mir ein geringer Preis zu sein. Dafür winken bei Bedarf reibungslose Langstrecken und reichlich Hybrid-PS.
Was denkst du von Hybrid-Fahrzeugen? Clevere Idee oder fauler Kompromiss? Oder hast du schon Erfahrungen damit gesammelt? Hinterlasse einfach einen Kommentar!
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